„Ach komm, das ist doch nicht normal! Wer macht denn bitte so etwas?“ Ich schimpfe noch weitere fünf Minuten vor mich hin und suche einen neuen Parkplatz.
Wenn man sich morgens auf dem Weg zur Arbeit wünscht, man könnte doch eventuell von einem Raumschiff voller Aliens entführt werden und diese Option dabei noch als Best Day Ever empfindet, sollte man sich zweierlei überlegen: Therapie oder Auszeit.
Von acht Uhr morgens bis zur Mittagspause wurde mir heute jede halbe Stunde vom Radio-Nachrichtensprecher stolz verkündet, wie viele Millionen Deutsche das gestrige EM-Spiel angeschaut hätten.
Für 2015 habe ich nicht nur ein Unwort des Jahres, sondern gleich einen ganzen Satz: „Ich muss mich ja wohlfühlen“. Gut, wenn das so ist, dann können wir ab sofort alle im Jogging zur Arbeit fahren, nur zweimal die Woche duschen und einen täglichen Lieferdienst bei einer Fast-Food-Kette buchen. So pflegen wir unser Wohlstandsbäuchlein und können entspannt vom Sofa aus dünne Models beschimpfen.
Mein bisheriges iPhone gegen ein Neues einzutauschen ist mit „Aus alt mach neu“ sicher nicht gemeint, oder? Spaß beiseite, ich habe nur vergebens darüber nachgedacht, auf welchen Retro-Trend ich eventuell aufgesprungen bin, den ich nun zum Besten geben kann.
Mein Freund kann sich minutenlang nicht vor Lachen beruhigen. „Da haben sie ja die Richtige dafür gefunden“. Irritiert schaue ich ihn an und warte auf eine weitere Erklärung. Die kommt aber leider nicht. Bis heute. Und ich denke noch immer intensiv darüber nach, warum Gleich-berechtigung in Zusammenhang mit meiner Person so lustig ist. Ich halte mich eigentlich für eine sehr gleichberechtigte Person. Und ich gleichberechtige doch auch meine Mitmenschen? Und dabei erfinde ich noch ganz nebenbei neue Worte.
Als sich ein befreundetes Paar im Bekanntenkreis einer Freundin nach über 10 Jahren getrennt hatte, beziehungsweise er sich von ihr getrennt hatte, war meine Freundin völlig entsetzt. Aber weit weniger von der Trennung, als von einem ganz anderen Aspekt. Sie fand es nämlich absolut schrecklich, dass man von heute auf morgen einfach das gemeinsame Leben und damit auch den gemeinsamen Alltag fallen lassen konnte. Ab einer bestimmten Zeit, so war sie der Meinung, sei es doch dem anderen gegenüber einfach nicht mehr fair, ihn zu verlassen. Man habe gemeinsame Freunde, eine Routine, an der man gerne festhält und so viele Kleinigkeiten, die das Leben bisher ausgemacht hätten.
Hier ist gleich Sommer. Anders kann ich das Verhalten meiner Mitmenschen Anfang März nicht deuten. Eingewickelt in meinen Wintermantel, einen XXL-Schal und der Sitzheizung auf höchster Stufe, war ich im Auto auf dem Weg zur Arbeit. Hier passierte ich dann zwei junge Menschen auf dem Gehweg.
Mit großen, ungläubigen Augen schauen mich meine Nachhilfeschüler an. Minutenlanges Schweigen, verstohlene Blicke zum Sitznachbarn, unruhiges hin und her Rutschen auf den Stühlen. Keine Sorge, ich hatte keine unangebrachte, peinliche Gruselgeschichte aus meinem Leben erzählt. Man könnte es eher unter dem Titel „Ein Land vor unserer Zeit“ verbuchen.
Neulich im Supermarkt: Hausfrau im vorabendlichen Einkaufsstress: Balanciert Tüte in der einen Hand, Gemüsekiste in der anderen. Und weil die besten Tomaten meist in den unteren Kisten liegen, kann ich den Balance-Akt sehr gut verstehen. Hilfsbereit biete ich an, die Kiste zu halten. Antwort: „Das kann ich ganz gut alleine!“. Auf dem Weg nach Hause. Baustelle inklusive Reißverschlussverfahren. Natürlich ist die sich dem Ende zuneigende Spur schon Kilometer vor der Baustelle verwaist. Ein mutiger Autofahrer, der in der Fahrschule tatsächlich aufgepasst hat, wagt es, bis zur Baustelle vorzufahren, um sich einzureihen. Wütendes Hupkonzert, gemeinschaftliche Blockade des armen Fahrers.
Wenn ich einen Urlaub buche, geht das eigentlich immer sehr schnell und einfach. Europäische Länder kommen überwiegend nicht in Frage. Ich möchte gern Urlaub machen von meinen deutschen Mitbürgern. Ich mag uns. Ich bin gern hier. Aber manchmal brauche ich einfach ein bisschen Abstand von uns. Wohin also besser verschwinden, als in die Weiten der USA, wo sich mit großer Hoffnung alle mitgereisten Deutsche hundert Kilometer weit von einander verteilen.
„Hast du heute Geburtstag?“. Erstaunt schaue ich mich nach allen Seiten um. Nein, ich scheine die einzige Person zu sein. Verpasst habe ich meinen Geschenke-tag sicher nicht. Meine Wunschliste wird Monate im Voraus erstellt und publik gemacht. „Ähm nein, warum?, antworte ich also irritiert“. Antwort: „Du trägst heute ein Kleid. Deswegen.“ Eigentlich habe ich meine Kleidung bisher schon sehr sorgfältig ausgewählt, aber vielleicht sollte ich mich zusätzlich noch an internationalen Feiertagen orientieren und an gewöhnlichen Tagen auch nur gewöhnliche Kleidung tragen. Kürzlich wurde ich mit den Worten „Du bist heute aber bunt“ begrüßt.
Eigentlich hatte ich vor, positiv ins neue Jahr zu starten. Ich hätte dann an dieser Stelle einen vor Energie sprühenden Motivationsbeitrag verfasst und wäre allen noch immer motzenden Mitmenschen ordentlich in den Hintern getreten. Aber ich möchte nicht.
Ich möchte motzend und schimpfend ins neue Jahr starten!
Ich will laut schreien, verbal ausfallend werden und meine niedrigsten Beschimpfungen loswerden. Und wenn ich dadurch mein sich versteckendes Karma aufwecke, ist es nur Recht so. Mit ihm mache ich dann gleich weiter.
Ich warte. Auf Depressionen, Panik, Altersschwäche. Aber es passiert nichts. Gar nichts. Dabei werde ich 30. Sogar sehr bald schon. Da müsste ich doch mindestens eines der Symptome haben. Ich müsste mir Sorgen machen. Über all die Dinge, die ich verpasst haben könnte und schnellstens nachholen muss, sollte meinen Körper auf Falten und Altersschwächen absuchen und zeitnah einen Zumba-Kurs im örtlichen Fitness-Studio buchen. Späßchen gemacht, so verzweifelt kann man nicht sein, um Zumba zu tanzen.
Liebe Männer, was ist eigentlich mit Euch passiert? Innerhalb kürzester Zeit durfte ich mir anhören, dass mir Laufen gut tun würde, ich mit bald 30 alt und meine Nagellackfarbe völlig daneben sei. Und wer sich jetzt gerade denkt, was regt sie sich auf, gut möglich, dass es ganz einfach stimmt, dem sage ich: Nein! Ganz sicher nicht. Aber du bestätigst meine Vermutung, dass sich die Männerwelt in Mäuschen und Primaten aufgeteilt hat.
Viel Zeit habe ich eigentlich nicht. Ich bin gerade dabei mir einen Bauernhof zu kaufen. Stressige Sache. Eigentlich hatte ich nie vor, mich in die ländliche Thematik einzuarbeiten. Der Anblick eines idyllischen Farmhauses ist zweifellos sehr schön. Im Fernsehen. Bei Bauer sucht Frau. Vollkommen ausreichend. Schön anzusehen, vollkommen geruchlos.
Aber jetzt muss ich handeln. Der Landwirt und sein großer Bruder, die Lebensmittelindustrie, scheinen gerade ein paar Schwierigkeiten bei der Produktion zu haben.
Steffie über Stilunsicherheiten, Diäten und andere Vorsätze.
Wer möchte gute Vorsätze für 2013? Ich brauche nämlich keine. Vergangenes Jahr ist super für mich gelaufen. Größere Fehltritte sind ausgeblieben, Charakterschwächen waren nicht feststellbar und Stilunsicherheiten sind schon seit Jahren nicht mehr vorgekommen. So, ich lasse 2013 also aus, würde mich aber gern anbieten. Natürlich gibt es mich nicht direkt, das könnte dann vielleicht komisch ausgelegt werden. Nein, viel besser.
Mein neues Motto: Es wird sich gefreut...
Aber Vorsicht, 2012 freut man sich nicht mehr ganz banal über Sonnenschein, Geldsegen oder Scheidung; nein, man freut sich, dass es keine Krawalle beim Fußball-Spiel gegeben hat. Ja, heutzutage geht man nicht mehr davon aus, dass ein Spiel friedlich verläuft, der Sieger jubelt und der Verlierer weint, nein, man freut sich darüber, dass es – abgesehen von kleineren Schlägereien, Sachbeschädigungen und immens verschleuderten Steuergeldern - keine großen Krawalle gegeben hat.